Cornelia J.

Cornelia J.

Pflegefachkraft in der Langzeitpflege für Wachkomapatienten.
Cornelia arbeitete in der Langzeitpflege für Wachkomapatienten und ist seit sechs Jahren in der Pflege tätig. Sie ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Berufspädagogin im Gesundheitswesen - Fachrichtung Pflege (M.A.). Derzeit ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FH Münster.

Wie sah Deine Ausbildung aus?

Meine Ausbildung habe ich damals an der Uniklinik Münster absolviert. Theorieblöcke haben sich mit praktischen Einsätzen auf den verschiedenen Stationen abgewechselt. Ich hatte praktische Einsätze in der Chirurgie, Onkologie, in der Kinderheilkunde, Gynäkologie, Neurologie usw. Da ich Gesundheits- und Krankenpflege gelernt habe und nicht Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, war meine Ausbildung im letzten Ausbildungsjahr insbesondere auf die Pflege von Erwachsenen konzentriert.

 

Was bereitet Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?

Im Pflegeberuf hat mir die Arbeit am und mit Menschen besondere Freude bereitet.

 

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?

Ich habe fünf Jahre nach der Ausbildung in der Langzeitpflege von Menschen im Wachkoma gearbeitet. Ein typischer Arbeitstag hat mit der Übergabe begonnen. Hier wurde meinen Kolleg:innen und mir von der vorherigen Schicht erzählt z. B. wie es den Bewohner:innen geht, was es für aktuelle Entwicklungen gibt und auf was ich in meiner Schicht zu achten habe. Dann habe ich die mir zugeteilten Bewohner:innen aufgesucht, sie begrüßt und zunächst Medikamente und Sondenkost verabreicht. Je nach Zustand der Bewohner:innen oder vorgesehenen Terminen/Therapien der Bewohner:innen habe ich dann mit der Körperpflege, einem integrierten Verbandswechsel und der Mobilisation in den Rollstuhl begonnen. Je nach Erfordernis geschahen diese Handlungen alleine oder im Pflegeteam oder mit den Physio-, Ergotherapeut:innen und/oder Logopäd:innn. Der Arbeitsalltag war gekennzeichnet von einer pflegerischen, therapeutischen Haltung.

 

Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?

Menschen im Wachkoma sind in ihren Interaktionsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Interaktion und Kommunikation erfolgten viel über Berührungen und spürenden Kontakt. Die Interaktion folgte also nicht auf der häufig verbalen Ebene. Menschen im Wachkoma können aber durchaus in eine Art Interaktion, vielleicht eher Kommunikation, treten. Über starkes Schwitzen, eine erhöhte Atmung, oder Laute wie z. B. Schreien oder Stöhnen ist ein Einschätzen ihres Befinden möglich. Die Suche nach Wegen der Interaktion oder auch Kommunikation mit den Menschen im Wachkoma ist sehr besonders, spannend und auch herausfordernd.

 

Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?

Eine spezielle Art der Wertschätzung habe ich über die Menschen im Wachkoma erfahren. Wenn sie ruhig und entspannt wirkten, habe ich dies als Bestätigung meiner Arbeit erlebt. Darüber hinaus gab es aber auch Anerkennung von Angehörigen durch Worte oder einen Obstkorb, gestrickte Socken... Auch von der direkten Leitung gab es z. B. in Jahresgesprächen Anerkennung der Arbeit.

 

Wie gestaltest Du Deine Freizeit?

Während meiner Beruflichkeit in der Pflege habe ich im Schwerpunkt studiert und von circa 50% bis 25 % gearbeitet. In dieser Zeit habe ich viel gefeiert, mich mit Freunden getroffen, war sportlich aktiv (joggen), habe aber auch viel für mein Studium lernen müssen. Durch meinen kleineren Stellenanteil in der Pflege hatte ich eine gute Balance zwischen Privat- und Berufsleben und dem Leben als Studierende.

 

Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?

Wenn ich nochmal in dieser Situation wäre Studium, Beruf und Privates unter einen Hut zu bringen, würde ich es genauso wieder machen. Ich hatte eine Stelle in der Pflege, wo ich mit meinen Fähigkeiten und als Person sehr angenommen wurde. Ich habe in meiner Stelle viel gelernt, insbesondere wenn man an die Pflege von Menschen im Wachkoma denkt. Dies ist nämlich nicht Gegenstand meiner Ausbildung gewesen. Dinge die ich im Studium gelernt habe, z.B. wie man mit Auszubildenden umgeht, konnte ich gut in meiner Stelle in der Pflege einbringen. Umgekehrt habe ich das Phänomen der Pflege von Menschen im Wachkoma z. B. in der Bachelorarbeit für mich wissenschaftlich aufarbeiten können. Gleichzeitig konnte ich damals mein Leben als Studierende gut genießen und war für eine Studierende gut finanziert. Ich würde mir für mein damaliges Ich als Pflegende und Studierende nichts anderes wünschen wollen. Ich hatte eine gute Situation.

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