Jonas W.

Jonas W.

Pflegefachkraft in der Psychiatrie.
Jonas arbeitete in der Psychiatrie und ist seit vier Jahren in der Pflege tätig. Er ist examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger und studiert Pflege- und Gesundheitsmanagement (B. A.) an der FH Münster. Derzeit arbeitet er als studentische Hilfskraft.

Wie sah Deine Ausbildung aus?

Die Ausbildung in der Pflege war für mich insgesamt ein großer Wendepunkt in meinem Leben. Ich habe mich währenddessen extrem weiterentwickelt und bin seit dem dankbarer für viele Dinge in meinem Leben. Ich habe gelernt, meine eigene Gesundheit und vor allem die meiner Familie mehr zu schätzen. Deswegen ist es mir immer wichtig gewesen, meine eigene Gesundheit zu nutzen, um anderen dabei zu helfen wieder gesund zu werden oder alles dafür zu tun, dass sie mit verschiedenen Erkrankungen im Leben besser zurechtkommen. Die Ausbildungsjahre waren aber auch drei unbeschreiblich harte Jahre. Nicht nur der Schichtdienst, sondern auch der Lernaufwand haben einen manchmal zweifeln lassen, ob man das Richtige tut. Auch die psychische Belastung war teilweise ziemlich groß, vor allem wenn Personen verstorben sind, die man länger betreut hat oder deren Schicksal einem nah ging. Doch nach dem bestandenen Examen war man sehr stolz und ich habe wieder klar und deutlich erkannt, warum ich die Ausbildung gemacht habe und, dass es sich in jeder Hinsicht gelohnt hat und es kein Beruf, sondern eine Berufung ist.

Was bereitet Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?

Am meisten Spaß bereitet mir der Stationsalltag und die Zusammenarbeit mit den Pflegekolleg:innen, Therpeut:innen, Ärzt:innen und anderen Personen, die Teil des therapeutischen Team sind. Insbesondere die psychiatrische Pflege ist mir sehr ans Herz gewachsen. Zu sehen, wie viel besser es den Patient:innen geht, wenn man sich die Zeit nimmt und ihnen einfach nur mal zuhört, ist ein sehr schöner Beleg für die eigene Arbeit. Und so komisch das klingt, aber genau das kann auch Spaß machen. Man trifft oft auf sehr dankbare Menschen, mit denen man oft gute Bezugsgespräche und lustige Momente hat, mit denen man ihnen das psychische Leiden etwas nehmen kann.

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?

Gegen 6 Uhr morgens kommen alle Pflegenden, die im Dienst geplant sind, zur Station und dann beginnt auch direkt die Übergabe durch den Nachtdienst. Anschließend tauschen wir uns untereinander noch über die anstehenden Aufnahmen, Entlassungen oder sonstige Dinge aus, die an dem Tag anstehen. Das betrifft z. B. die Visite, wer diese begleitet oder wer spezielle Gruppenangebote leitet, wer den Patient:innen Blut abnimmt oder die Vitalzeichen misst. Es handelt sich um sehr vielfältige Aufgaben. Des Weiteren wird noch besprochen, wer die Schichtleitung übernimmt, sofern die Stationsleitung nicht im Dienst ist. Danach werden die Patient:innen geweckt und individuell an Termine für Therapien erinnert. Oft muss man Patient:innen in der Psychiatrie zum Aufstehen motivieren, denn nicht allen fällt das leicht. Im Verlauf des Tages kümmert man sich dann auch darum, dass die Medikamente eingenommen werden und, dass alle Patient:innen auch ihre Therapien wahrnehmen. Das Essen wird von uns überprüft und bereitgestellt, wobei die Patient:innen dieses selbst verteilen. Dafür gibt es einen Küchendienst, wofür wöchentlich im Rahmen einer Stationsbesprechung verantwortliche Patient:innen benannt werden. Ansonsten kümmern wir uns dann um das, was so anfällt. Manchen Patient:innen geht es nicht gut, so dass sie Bezugsgespräche benötigen. Dazu machen wir z. B. Spaziergänge mit unseren Patient:innen. Es ist auf jeden Fall immer zu tun. Selbst wenn Patient:innen gerade mal kein Anliegen haben, stehen administrative Aufgaben an, die sogenannte »Schreibtischarbeit«. Dazu muss sowohl am PC als auch in der Patient:innenakte viel dokumentiert werden. Für Termine zu Untersuchungen oder Konsilen, also Beratungsgesprächen durch bestimmte Fachärzt:innen, bereiten wir Anmeldeformulare vor. Die Dokumentation erfolgt in jeder Schicht. Jegliche Information muss gerade in der Psychiatrie sehr genau dokumentiert werden. Das reicht von Gesprächen bis hin zur Ausgabe von Bedarfsmedikamenten. Die Dokumentation aller dieser Maßnahmen ist auch erforderlich, damit diese abgerechnet werden können.

Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?

In der Psychiatrie findet ständig Kommunikation statt. Gespräche mit Patient:innen erfolgen im Rahmen von Small Talk auf dem Stationsflur oder im Zuge von pflegerischen Verrichtungen, wie z. B. bei der Vitalzeichenkontrolle. Interaktion bedeutet aber auch die nonverbale Kommunikation und das Verhalten von Patient:innen zu beobachten und einzuschätzen, auch wenn diese in der Gruppe in Interaktion sind. Im therapeutischen Team führen wir aber auch Gespräche, z. B. über den Krankheitsverlauf, Behandlungsmöglichkeiten oder geplante Therapien.

Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?

Die meiste Wertschätzung erlebt man von den Patient:innen selbst. Um ehrlich zu sein, erlebt man das aber auch nicht immer. Einzelne Patient:innen sind auch schwierig. Aber wir möchten auch keinen Preis verliehen bekommen. Oft rufen aber auch Angehörige nach der Entlassung noch einmal an und bedanken sich ausgiebig. Aber ein einfaches »Danke« hört man sehr oft und das hat schon eine große Bedeutung!

Wie gestaltest Du Deine Freizeit?

Meine Freizeit gestalte ich bewusst mit Freunden und mit der Familie, weil ich daraus die meiste Kraft und Energie schöpfen kann. Viele Aktivitäten mache ich regelmäßig, so das Tanzen. Das ist meine absolute Leidenschaft, bei der ich den Alltag komplett vergessen kann und mich nur auf die Choreographie und das Unterrichten konzentrieren kann. Entlastung finde ich aber ebenso in einem guten Buch.

Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die Pflege endlich gehört wird und wieder an Stellenwert gewinnt. Niemand von uns will irgendeinen Preis gewinnen, wir wollen nur, dass unseren Anliegen Gehör verschafft wird. Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft versteht, was es bedeutet in der Pflege zu arbeiten, dass man unseren Beruf ernst nimmt und sich die Arbeitsbedingungen verändern. Ich wünsche mir, dass die Menschen verstehen, welchen absolut herausfordernden Situationen wir uns tagtäglich stellen müssen. Hilfestellung beim Duschen zu leisten gehört dabei genauso zu unserem »täglich Brot«, wie Patient:innen zuzuhören, sie wiederzubeleben oder nachts für oftmals mehr als 30 Patient:innen unzählige unterschiedliche Medikamente unter hoher Konzentration richtig zu stellen. Ich wünsche mir, dass man nicht nur anerkennt, dass das ein harter Job ist, sondern sich in unseren Alltag versetzt. Ich wünsche mir, dass die Pflege gehört und gesehen wird.

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