Lea B.

Lea B.

Pflegefachkraft in der Notaufnahme.
Lea arbeitet in der Notaufnahme und ist seit vier Jahren in der Pflege tätig. Sie ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und studiert Pflege- und Gesundheitsmanagement (B.A.) an der FH Münster.

Wie sah Deine Ausbildung aus?

Meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin habe ich in Münster absolviert. Dabei haben sich über die drei Jahre Theorie- mit Praxisblöcken abgewechselt. Während der Ausbildung erlernen angehende Pflegefachfrauen und -männer neben pflegerischem vor allem medizinisches Fachwissen. Zudem werden der Umgang mit Patient:innen, z.B. in krankheitsbedingt belastenden oder intimen Pflegesituationen, oder die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams vermittelt und simuliert. Für alle diese Aufgaben erwerben wir vielfältige Kompetenzen. Die Ausbildung ist folglich anspruchsvoll, teilweise allerdings auch nicht mehr zeitgemäß. Das ist mir durch die Teilnahme an einem internationalen Studierendenaustauschprojekt deutlich geworden. In anderen europäischen Ländern ist die Akademisierung in der Pflege weit fortgeschritten und die Pflegeausbildung erfolgt im Rahmen eines Studiums. Skills Labs, als Trainingszentren, in denen Pflegesituationen simuliert werden können, sind dort Standard. Diesbezüglich befindet sich die Ausbildung in Deutschland noch in den Kinderschuhen.

 

Was bereitet Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?

Was mir an meinem Beruf als Gesundheits- und Krankenpflegerin am meisten Spaß bereitet, ist der direkte Kontakt und die Arbeit mit Menschen. Es erfüllt mich, andere Menschen pflegerisch zu unterstützen und ihr Wohlbefinden positiv beeinflussen zu können. Das Gefühl, einen Mehrwert für Patient:innen zu schaffen und eine gute Versorgung leisten zu können, ist gleichzeitig eine Motivation. Jeder Tag in der Pflege bringt neue Herausforderungen und Situationen, die es zu bewältigen gilt, und das sorgt ebenfalls für Abwechslung und Spannung. Ich schätze an meinem Beruf die vielfältigen Möglichkeiten der fachlichen Weiterentwicklung. Allein über den Austausch mit Kolleg:innen kann ich mein Wissen und meine Fähigkeiten erweitern, was auch zu meiner persönlichen Weiterentwicklung beiträgt.

 

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?

Ein typischer Arbeitsalltag beginnt mit einer Übergabe, in der wichtige Informationen zu den Patient:innen ausgetauscht werden. Danach erfolgt die Aufteilung in die Pflegebereiche oder der Patient:innen, und ich übernehme meinen zugeteilten Bereich. In der Notaufnahme, wo ich speziell gearbeitet habe, priorisieren wir nach dem Schweregrad der Verletzung oder Erkrankung der Patient:innen. Wir bezeichnen das als Triage. Ich kümmere mich um die pflegerische Aufnahme der triagierten Patient:innen, mache mir ein Bild von ihnen, in dem ich Vitalzeichen erfasse, Blutentnahmen durchführe und die Anamnese erhebe. Ich stehe eigentlich ständig telefonisch zur Verfügung, um diagnostische Maßnahmen zu koordinieren oder für den Rettungsdienst verfügbar zu sein, der neue Notfallpatient:innen einliefert. Notfälle wie z. B. Schlaganfälle haben natürlich Priorität und erfordern eine direkte Behandlung und eine intensive Weiterbetreuung in enger Zusammenarbeit mit den Ärzt:innen. Durch den vergleichsweise kurzen Kontakt zu Patient:innen in der Notaufnahme liegt mein Aufgabenschwerpunkt auf einer qualitativ hochwertigen Notfallversorgung und einer zeitnahen Verlegung der Patient:innen auf die Station. EDV-gestützt erfolgt die Information über die Verlegung an die Station mittels eines internen Dokumentationssystem.

Die Arbeitszeiten in der Pflege können je nach Schichtsystem und Arbeitsort variieren, aber durchschnittlich arbeite ich acht Stunden pro Tag. In der überwiegenden Anzahl von Diensten ist es allerdings nicht möglich, pünktlich zu Schichtende zu gehen. Viel häufiger ist die Realität, dass wir Patient:innen mit akuten Beschwerden weiter betreuen oder die Kolleg:innen im Nachtdienst unterstützen, der in der Regel personell geringer besetzt ist. Ich mache das oft ganz selbstverständlich. Wenn meine Oma einen Schlaganfall hätte, würde ich mir in einer so vulnerablen Situation ebenfalls die bestmögliche Betreuung für sie wünschen. Hier sehe ich die Verantwortung professioneller Pflege. Zugleich ist es bedeutsam, dass in solchen Momenten zur Sicherstellung einer kontinuierlichen Versorgung auch ablösende Kolleg:innen im Dienst zur Verfügung stehen. Im realen Arbeitsalltag stehen wir oft in dem Dilemma, dass das nicht gegeben ist.

 

Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?

Meine tägliche Arbeit als Gesundheits- und Krankenpflegerin ist geprägt von vielen verschiedenen Begegnungen mit Menschen. Ich kommuniziere intensiv mit den Patient:innen und Angehörigen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen und bestmöglich zu erfüllen. Dabei sind Einfühlungsvermögen und Empathie gefragt. Außerdem arbeite ich eng mit Ärzt:innen, Therapeut:innen und anderen medizinischen Fachkräften zusammen, um Informationen über den Zustand der Patienten auszutauschen, die weitere Diagnostik zu organisieren und den Behandlungsplan abzustimmen. Auch Absprachen mit Kolleg:innen sind wichtig, damit Arbeitsprozesse und -abläufe reibungslos funktionieren.

 

Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?

Im Arbeitsalltag erfahre ich vor allem Wertschätzung von meinen Kolleg:innen sowie von den Patient:innen und ihren Angehörigen. Die Wertschätzung im Kolleg:innenkreis zeigt sich besonders im Teamgeist, also dem Zusammengehörigkeitsgefühl, und der gegenseitigen Unterstützung bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben. Von den Patient:innen erfahre ich Wertschätzung, in dem sie mir ihr Vertrauen schenken. Ihre Dankbarkeit und die positiven Rückmeldungen zu meiner Betreuung sind dann Zeichen ihrer Wertschätzung. Es ist erfüllend zu sehen, wie man durch seine Arbeit das Leben anderer Menschen positiv beeinflussen kann.

 

Wie gestaltest Du Deine Freizeit?

Die Gestaltung meiner Freizeit und meines Privatlebens gestaltet sich manchmal herausfordernd. Durch das Studium, die Schichtarbeit und die Verantwortung für die Patient:innen müssen Studientage, Dienstwochenenden und freie Tage gut abgewogen und geplant werden. Dadurch kann es vorkommen, dass Hobbies und Freizeitaktivitäten manchmal zu kurz kommen und auf der Strecke bleiben. Es erfordert ein gutes Zeitmanagement und viel Flexibilität, um ausreichend Raum für Erholung und persönliche Interessen zu finden.

 

Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?

Für die Zukunft wünsche ich mir eine bessere berufliche Organisation der Pflege als eigenständige Profession und Berufsgruppe. Es ist wichtig, dass die Arbeit der Pflegefachfrauen und -männer angemessen wertgeschätzt und unterstützt wird. Dazu gehört auch eine adäquate Personalausstattung, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und eine gute pflegerische Versorgung zu gewährleisten. Ich möchte zukünftig mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass ich meine Patient:innen gut versorgt habe und nicht mit Zweifeln, ob ich auch wirklich alles erledigt habe. Mehr Anerkennung und Wertschätzung für Pflegefachkräfte können dazu beitragen, den Beruf attraktiver zu machen und dadurch, gut qualifizierte Pflegefachfrauen und -männer im Gesundheitssystem zu halten und zu binden.

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