Lisa S.

Lisa S.

Pflegefachkraft in der ambulanten Pflege.
Lisa arbeitet in der ambulanten Pflege und ist seit vier Jahren in der Pflege tätig. Sie ist examinierte Altenpflegefachkraft und studiert Pflege berufsbegleitend (B.Sc.) an der FH Münster.

Was bereitet Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?

Also ich bin Lisa, 32 Jahre alt und habe erst im August mein Examen zur Altenpflegefachkraft abgelegt. Ich bin also ganz neu dabei. Seitdem arbeite ich in einem ambulanten Pflegedienst. Dort habe ich auch meine pflegerische Ausbildung absolviert. Das ist auch der Grund, warum ich mich explizit für die Pflege älterer Menschen und nicht für die Pflege im Krankenhaus entschieden habe. Für mich ist der Kontakt zu Menschen bei der Arbeit sehr wichtig. Andere nennen das Helfersyndrom. Für mich bedeutet es, Spaß daran zu haben, mit Menschen in Beziehung zu treten und nicht an Menschen, sondern mit ihnen zu arbeiten. Gerade die ältere Generation liegt mir da sehr am Herzen. Ich finde es total spannend, was die so für einen Erfahrungsschatz haben, von dem sie mir erzählen können. In der ambulanten Pflege hat man auch zwischen den pflegerischen Handlungen immer noch etwas Zeit, mit den Menschen zu reden. Ich bin eben nicht nur der »fahrende Waschlappen«. Die Aufgaben sind komplexer und vielfältiger als man denkt, so dass mir die Arbeit richtig Spaß macht.

 

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?

Also ein idealer Arbeitsalltag wäre natürlich, dass man morgens zur Station kommt, seine Tour zu den pflegebedürftigen Menschen wie geplant fahren kann und keine Planänderungen notwendig sind. Aber das ist natürlich nicht immer der Fall. Es können neue Klient:innen hinzukommen, Zwischenfälle auftreten oder Kolleg:innen melden sich krank. Manchmal muss dadurch eine ganze Tour umstrukturiert werden. Das passiert auch schon mal kurz vor knapp. Da müssen wir oftmals sehr flexibel agieren und auch reagieren. Unsere Frühschicht fängt in der Regel morgens um 6:00 Uhr an. Sie endet zwischen 9:30 Uhr und 11:30 Uhr. Wenn sich die Mittags-Tour anschließt, geht es manchmal sogar bis 14:00 Uhr. Dazwischen versucht man natürlich eine Pause zu machen. Die Spätschicht geht dann von 16:00 Uhr bis 20:00 Uhr, mit Rufbereitschaft bis 22:45 Uhr. Wenn dann noch ein Notfall ist, kann es sein, dass wir auch kurzfristig noch mal raus müssen. Im Einzelfall kann es auch sein, dass man zwei Schichten an einem Tag übernehmen muss. Die Touren werden anhand der pflegerischen Leistungen geplant, die wir für die Klient:innen erbringen müssen. Das ist alles sehr durchstrukturiert. Leider sind wir damit manchmal auch sehr getaktet.

 

Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?

Typisch sind ganz klar die Interaktionen mit den Klient:innen vor Ort. Ich fahre zu diesen nach Hause, bin Gast dort und treffe vielleicht nicht nur auf die Klient:innen selbst, sondern auch auf ihre Angehörigen. Da gibt es immer etwas zu bereden. Auch den Angehörigen höre ich zu. Ja, das sind so die typischen Interaktionen.

 

Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?

Man bekommt natürlich persönlich schon mal ein Dankeschön von der Leitung oder von den pflegerischen Kolleg:innen. Das ist nicht unwichtig. Wichtiger ist es aber, wenn ich Wertschätzung direkt Klient:innen erlebe. Heute hat z. B. eine Klientin zu mir gesagt: »Wenn Sie kommen, dann bin ich ganz beruhigt. Dann weiß ich, wer kommt und dass, ich mich auf das verlassen kann, was Sie tun. Sie machen Ihre Arbeit einfach gut.«. Das so viel wert, wenn man die Wertschätzung so direkt erfährt. Egal wie schlecht der Tag bis dahin gelaufen ist, dann muss ich lächeln und bekomme direkt gute Laune. Und das ist genau das, was ich an meinem Beruf so schön finde.

 

Wie gestaltest Du Deine Freizeit?

Unser Arbeitsalltag ist manchmal ganz schön stressig. Gerade habe ich zwölf Tage am Stück gearbeitet. Da bin ich oft sehr müde. Da ich aber manchmal auch bereits gegen Mittag nach Hause komme, kann ich wirklich auch schon mal ein Mittagsschläfchen machen, bevor mein Mann von der Arbeit kommt. Solche Momente genieße ich auch sehr. Ich versuche neben meinem Beruf in der Pflege so viel Zeit wie möglich mit meinen Freunden und meiner Familie zu verbringen – einfach als Ausgleich. Ich gehe in den Garten, mit dem Hund raus, frische Luft schnappen. Das gibt mir Kraft für den Arbeitsalltag. Dabei versuche ich, auch möglichst auf nichts zu verzichten.

 

Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?

Mir ist wichtig, dass ich nicht nur als »fahrender Waschlappen« wahrgenommen, sondern wirklich als Pflegefachfrau anerkannt werde. Altenpflege bedeutet natürlich in hohem Maße, bei der Körperpflege zu unterstützen. Zugleich gehören viele weitere komplexe Aufgaben dazu, die den Menschen, die nichts mit Pflege zu tun haben, sicher oft gar nicht bewusst sind. Ich wünsche mir daher mehr Verständnis in der Gesellschaft für die Bedeutung meines Berufs. Das sollte auch politisch unterstützt werden. Leere Versprechen helfen nicht. Daher wünsche ich mir für die Zukunft, dass unsere Anliegen, z. B. für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege, ernst genommen werden und Gehör finden.

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