Natascha B.

Natascha B.

Pflegefachkraft in der Intensivpflege.
Natascha arbeitet in der Intensivpflege und ist seit fünf Jahren in der Pflege tätig. Sie ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (M.A.) und hat studiert Management in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen (M.A.) an der FH Münster studiert.

Wie sah Deine Ausbildung aus?

Ich habe von 2013 bis 2016 meine Ausbildung in der Pflege absolviert, demnach habe ich noch keine generalistische Ausbildung gemacht. Während der Pflegeausbildung habe ich praktische Einsätze von bis zu neun Wochen gehabt, die sich mit Schulblöcken abwechselten. Mittlerweile arbeite ich in der Intensivpflege, habe bereits ein Bachelorstudium in Pflege- und Gesundheitsmanagement abgeschlossen und studiere aktuell im Master Management in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen an der FH Münster.

 

Was bereitet Dir am meisten Spaß an Deinem Beruf?

Für mich ist es das Wichtigste, dass das Team gut funktioniert. Das ist gerade in Notfallsituationen, wie sie häufig in der Intensivpflege vorkommen, ziemlich wichtig. Dann kann es noch so stressig sein, aber in einem guten Team lassen sich die größten Herausforderungen meistern! Es gibt einem aber auch ein gutes Gefühl, kleinste Erfolge unserer Intensivpatient:innen zu beobachten und wahrzunehmen, welchen Beitrag unsere Arbeit daran hat.

 

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?

Ein normaler Dienst dauert auf meiner Intensivstation 7,7 Stunden. Der Dienst beginnt mit der Übergabe. Dabei werden alle Patient:innen kurz im Team vorgestellt. Es werden aber zunächst nur die wichtigsten Infos zu ihnen besprochen, z. B. wie kreislaufstabil die Patient:innen sind, ob sie beatmet sind oder Therapiebegrenzungen vereinbart wurden. Danach teilen wir die Betreuung der Patient:innen unter allen Kolleg:innen untereinander auf. Dabei wird natürlich auch darauf geschaut, die Patient:innen mit unterschiedlichem Schweregrad und Versorgungsaufwand einigermaßen gleich zu verteilen. Eine detaillierte Übergabe in Bezug auf die jeweiligen Patient:innen findet dann direkt am Patientenbett gemeinsam mit der verantwortlichen Pflegefachkraft aus dem vorherigen Dienst statt. Dabei wird nicht nur auf die Vorgeschichte der Patient:innen eingegangen, sondern der Krankheitsverlauf wie auch der aktuelle Zustand werden in den Blick genommen. Darauf folgt der Zimmer-Check. Die Einstellungen am Monitor werden ebenso geprüft wie die Funktion von Infusomaten oder Perfusoren. Gleichzeitig werden alle wichtigen Parameter, z. B. die Vitalzeichen der Patient:innen erfasst und dokumentiert, was dann kontinuierlich stündlich weiter erfolgt. Ist alles kontrolliert, finden pflegerische oder therapeutische Maßnahmen statt, z. B. Atemtraining. Das kann bedeuten, dass Patient:innen inhalieren, zur besseren Atmung in die Sitzposition mobilisiert werden oder sogar von der Beatmungsmaschine abtrainiert oder entwöhnt werden. Andere Patient:innen üben mit uns wieder das Laufen. Hier arbeiten wir eng mit den Physiotherapeut:innen zusammen. Manche Patient:innen müssen auch zu Untersuchungen, darauf bereiten wir diese vor. Das ist ein komplexer Prozess, da sie an Monitoren und anderen Geräten „verkabelt“ sind. Bei anderen Patient:innen finden Untersuchungen direkt auf der Intensivstation statt. Auch dabei begleiten wir, bereiten vor und nach. Ein großer Aufgabenbereich in der Intensivpflege ist auch die Gabe und Überwachung von Medikamenten. Hier müssen wir z. B. Dosierungen berechnen. Dazu kann es auch notwendig sein, in regelmäßigen Abständen Blutwerte zu kontrollieren. So vergeht dann der Dienst. Am Ende leeren wir noch sämtliche Sektretbeutel, um die Flüssigkeit zu bilanzieren, die die Patient:innen ausgeschieden haben und diese mit der Flüssigkeit abzugleichen, die die Patient:innen erhalten haben. Und dann kommt die Übergabe an den nächsten Dienst.

 

Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?

Da man auf der Intensivstation maximal 2 bis 4 Patienten betreut, hat ist man natürlich deutlich mehr Interaktionen direkt mit diesen. In der Pflege nennen wir das Bezugspflege. Aber nicht alle Patient:innen in der Intensivpflege können kommunizieren, da sie sediert sind, also unter Beruhigungsmitteln stehen. Hier nutzen wir andere Kommunikationsformen, wie z. B. initale Berührungen am Arm oder der Schulter, um Patient:innen über unsere Handlungen zu informieren. Diese Patient:innen unterstützen wir in allem. Das reicht von der Körperpflege über Mikolagerungen bis hin zur Nahrungsaufnahme.

 

Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?

Die Patienten sind extrem dankbar. Da sie meist von jetzt auf gleich in diese schwere, oftmals lebensbedrohliche Krankheitssituationen geraten und sich sehr hilflos fühlen, bringen sie einem sehr viel Wertschätzung entgegen. Das gilt auch für die Angehörigen. Meistens kommen sie noch einmal vorbei, um danke zu sagen oder senden eine Karte, wenn der Patient bereits entlassen ist oder verstorben ist.

 

Wie gestaltest Du Deine Freizeit?

Durch den Schichtdienst in Früh- und Spätschichten ist man im Alltag deutlich flexibler. Arzttermine z. B. bekommt man recht schnell, weil man auch vormittags Zeit hat. Frühstücken gehen und auch verlängerte Wochenenden durch den Freizeitausgleich sind auch sehr nett.

Regelmäßige Hobbys sind aufgrund des Schichtdienstes wiederum nicht realisierbar, so dass sowas wie Teamsport dann eigentlich wegfällt. Mein Umfeld musste erst lernen, was Schichtdienst bedeutet. Dass man im Nachtdienst tagsüber dann nicht frei hat, sondern schlafen muss, um konzentriert und verantwortungsvoll in der Nacht die Versorgung der Patient:innen sicherzustellen.

 

Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?

Ich wünsche mir, dass die Pflege sich professioneller aufstellt. Als größte Berufsgruppe im Gesundheitssystem sind wir selbst noch ganz schön leise! Es sollte auch mehr Transparenz über die Komplexität unseres Berufes für die Gesamtgesellschaft geben. Pflege sollte stärker zum Thema gemacht werden. Außerdem würde ich mir wünschen, dass mehr für die Gesundheit der Mitarbeiter im Gesundheitswesen getan wird! Klingt verrückt, aber die Gesundheit der Pflegekräfte ist so schlecht, dass viele es nicht schaffen bis zur Rente in Vollzeit zu arbeiten! Wir machen uns den Fachkräftemangel auch irgendwie selber.

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