Wie sah Deine Ausbildung aus?
Während meiner Ausbildung habe ich eine spannende Zeit erlebt. Es war eine Zeit, die mich gefordert hat, aber auch eine Menge schöner Momente mit sich brachte. Beeindruckend war es für mich, auf den verschiedenen Stationen mit ihren unterschiedlichen Fachgebieten mit verschiedensten Krankheitsbildern und medizinisch-pflegerischen Situationen konfrontiert zu werden. Das war einerseits herausfordernd, aber ich habe zugleich viel mitgenommen und gelernt, die eigene Gesundheit zu schätzen. Jede Station hat aber auch ihr eigenes Team mit sehr unterschiedlichen Menschen und Dynamiken. Eine der größten Anforderungen während meiner Ausbildung bestand daher darin, mich immer wieder in neue Teams zu integrieren. Das erforderte Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und vor allem Offenheit, um mich schnell auf diese unterschiedlichen Arbeitsumgebungen einzulassen und in diese hineinzufinden. Insgesamt war meine Ausbildung eine Zeit voller Herausforderungen, aber auch voller Chancen und bereichernder Erfahrungen. Diese haben mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich geprägt, wachsen und entwickeln lassen und mich für meine zukünftige berufliche Tätigkeit im Gesundheitswesen gut vorbereitet.
Was bereitet Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?
Mein beruflicher Alltag ist unglaublich abwechslungsreich. Jeder Tag bringt Neues mit sich. Kein Tag ist wie der Andere. Ein wichtiger Bestandteil meines Berufsalltags sind meine Kolleg:innen. Die gemeinsame Arbeit im Team macht mir sehr viel Spaß. Ein gut funktionierendes Team ist ganz besonders für die Zusammenarbeit mit Patient:innen in der Psychiatrie wichtig. Wir arbeiten im System der Bezugspflege, da der Beziehungsaufbau zu den Patient:innen unabdingbar ist. Auch mit ihnen werden viele gemeinsame Aktivitäten unternommen wie beispielsweise Kicker-Turniere, Spaziergänge sowie gemeinsames Kochen. Bezugspflege kann aber auch bedeuten, deeskalierende Gespräche mit Patient:innen führen zu müssen. Dazu ist es sehr wichtig, die Patient:innen sehr gut zu kennen und einschätzen zu können, um vorbeugend und in kritischen Situationen schnellstmöglich handeln zu können. Alles in allem macht es sehr viel Spaß in der psychiatrischen Pflege und wird nie langweilig.
Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?
Jeder Dienst beginnt mit einer Übergabe. Dabei informieren wir uns als Team gegenseitig über den aktuellen Gesundheitszustand der Patient:innen und wichtige Vorkommnisse der vorherigen Schicht. Die Übergabe ist wichtig, um nahtlos an die vorherige Betreuung der Patient:innen anzuknüpfen und in den Arbeitsablauf einzusteigen. Nach der Übergabe erfolgt der erste Kontakt zu den Patient:innen. Da ich auf einer geschützten Station in der Psychiatrie arbeite, bin ich immer nah an den Patient:innen. Sichtkontakte zu ihnen können je nach ärztlicher Anordnung im Abstand von wenigen Minuten erfolgen und auch notwendig sein. Geplante Aufnahmen sind bei uns eher selten, wir nehmen in der Regel Notfallpatient:innen auf, die eine akute Behandlung oder Krisenintervention benötigen. Weitere pflegerische Aufgaben und Tätigkeiten sind die Aktivierung von Patient:innen, die interprofessionelle Abstimmung über ihren Zustand, Medikamentengabe sowie Dokumentation. Am Ende des Dienstes erfolgt erneut die Übergabe an die darauffolgende Schicht.
Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?
In meinem beruflichen Umfeld erlebe ich regelmäßig Interaktionen im interprofessionellen Team. Hierzu zählen Interaktionen mit Ärzt:innen, dem Sozialdienst, Ergotherapeut:innen, Physiotherapeut:innen, dem Reinigungsdienst, Servicemitarbeiter:innen und weiteren Berufsgruppen. Darüber hinaus interagieren wir natürlich mit den Patient:innen und deren Angehörigen. Da ich in einem geschützten Bereich in der Psychiatrie arbeite, ist es manchmal auch erforderlich, mit Betreuer:innen, Richter:innen, Gutachter:innen oder der Polizei zusammenzuarbeiten. Das ist sicher sehr besonders im Verhältnis zu anderen pflegerischen Handlungsfeldern.
Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?
Insgesamt ist die Bandbreite der Reaktionen von Patient:innen im geschützten Setting einer Psychiatrie breit gefächert. Das reicht von Freundlichkeit, Dankbarkeit und Anerkennung von Patient:innen bis hin zu Frustration und Ablehnung. Nicht immer erhält man also Wertschätzung. Dies ist damit begründet, dass die Patient:innen teils nicht freiwillig da sind, nicht immer krankheitseinsichtig sind und somit den Zweck der Behandlung nicht verstehen oder wahrhaben wollen. Das ist auch Teil pflegerischer Professionalität, mit diesen Reaktionen umzugehen.
Wie gestaltest Du Deine Freizeit?
Das ist zum Teil gar nicht so einfach, das Studium, die Arbeit in der Psychiatrie und die studentische Hilfskraftstelle an der FH Münster zu koordinieren. Jedoch versuche ich, die freie Zeit zu gestalten, indem ich in der Natur joggen gehe, Musik höre oder am Kanal in Münster spazieren gehe. Weiter treffe ich mich gerne mit Freund:innen oder genieße die freie Zeit ohne Termine.
Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Pflege in der Öffentlichkeit sichtbarer wird und nicht immer die negativen Aspekte (z.B. Personalnot, schlechtes Gehalt, etc..) im Fokus stehen. Dazu brauchen wir auch als Profession eine andere Selbstgewissheit, um selbstbewusster und selbstbestimmter aufzutreten. Das Ziel sollte sein, der Gesellschaft und Nachwuchskräften zu zeigen, wie komplex, anspruchsvoll und abwechslungsreich unsere Aufgaben und Tätigkeiten sind. Hoffentlich kann die Kampagne ihren Beitrag hierzu leisten.