Tobias B.

Tobias B.

Pflegefachkraft in der Gastroenterologie und HNO-Abteilung.
Tobias arbeitete in der Gastroenterologie und Hals-Nasen-Ohren-Abteilung und war fünf Jahre in der Pflege tätig. Er ist examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger und Manager für Pflege und Gesundheitseinrichtungen (M.A.). Derzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Münster.

Wie sah Deine Ausbildung aus?

Ich habe meine Ausbildung an einer Verbundkrankenpflegeschule im Sauerland absolviert, die damals mit vier Krankenhäusern verschiedener Trägerschaften verbunden war. Im Jahr 2013 begann ich meine Ausbildung nach dem Fachabitur und schloss diese 2016 ab. Unser Kurs bestand aus 34 Teilnehmern und der Unterricht wurde in Blockveranstaltungen organisiert. Das bedeutet, dass wir für einige Wochen in der Pflegeschule waren und dann wieder für einige Wochen in der Praxis. Die Einsätze auf den Stationen wurden uns zugewiesen, vereinzelt hatten wir auch einige Wahlmöglichkeiten, wie beispielsweise zwischen der Intensivstation oder dem OP. In der Pflegeschule wurden verschiedene Themen behandelt, die von Grundpflege und Anatomie bis hin zu Kommunikation und Gesprächsführung reichten. Der Unterricht wurde hauptsächlich von Pflegepädagogen/-innen und teilweise von Ärzten/-innen geleitet.

 

Was bereitet Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?

Die Interaktion mit den Patienten war für mich eines der Highlights meiner Tätigkeit in der Pflege. Oft befinden sich die Patienten in kritischen Lebens- und Krankheitssituationen. Besonders für ältere Menschen, die möglicherweise mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen zu kämpfen haben, kann das Krankenhaus eine ungewohnte Umgebung sein. Die standardisierten Abläufe sind ihnen nicht vertraut und passen nicht zu ihren Bedürfnissen. Daher war es für mich selbstverständlich, ihnen Orientierung zu geben und ihren Aufenthalt so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten. Die Begleitung von Patienten in ihrer letzten Lebensphase und die Unterstützung ihrer Angehörigen gehören ebenfalls zu den anspruchsvollen Aufgaben der Pflege. Obwohl diese Situationen nicht immer einfach zu bewältigen waren und mich manchmal an meine Grenzen gebracht haben, waren sie oft sehr bereichernde Erfahrungen. Es hat mir auch viel Freude bereitet, mit Auszubildenden zu arbeiten und sie in komplexe pflegerische Prozesse einzuführen, wie zum Beispiel die Erklärung der Wirkungsweise von Medikamenten oder die Vorbereitung von Infusionen.

 

Wie sieht Dein normaler Arbeitsalltag aus und wie lange arbeitest Du?

In der Pflege wird im 3-Schicht-Modell gearbeitet. Der Frühdienst geht meist von 6.00-14.00 Uhr, der Spätdienst etwa von 13.30 – 20.30 Uhr und der Nachtdienst von 20.00 Uhr – 06:30. Die Zeiten überlappen sich immer etwas für die Übergabe der Informationen zu den Patient:innen. Im Frühdienst startet man nach der Übergabe mit der Pflege. Manche Patient:innen benötigen Unterstützung beim Waschen oder Duschen. Parallel dazu kontrollieren wir nach Anordnung auch die Vitalzeichen oder messen den Blutzucker vor dem Frühstück. Dann beginnt auch schon bald die Vorbereitung auf Operationen oder Untersuchungen. An machen Vormittagen, an denen viele Operationen und Untersuchungen anstehen, kann das wie auf einem Bahnhof zugehen. Wenn wir dann daneben noch das Frühstück verteilen und einzelne Patient:innen bei der Nahrungsaufnahme begleiten müssen, kann das ganz schön hektisch werden. In der Regel findet vormittags auch die Visite mit den Ärzt:innen statt, die von uns begleitet wird. Die Zeit, wann die Visite stattfindet, ist dabei abhängig von der Fachabteilung. In der Chirurgie findet sie meist sehr früh statt, da die Ärzt:innen danach in den OP-Saal gehen. In der Visite werden Anordnungen für medizinisch-pflegerische Maßnahmen durch den Arzt getroffen, die wir dann ausarbeiten und mit den Patient:innen umsetzen. Das können z. B. Inhalationen, Blutentnahmen oder Verbandwechsel sein. Üblicherweise werden am Vormittag auch neue Patient:innen aufgenommen, welche geplant ins Krankenhaus kommen. Dazu erfassen wir im Rahmen eines Erstgespräch pflegerisch und medizinisch relevante Informationen. Zwischendurch versuchen wir dann selbst eine Pause einzulegen. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Bei hoher Arbeitsdichte kann es auch sein, dass wir gar keine Pause machen können. Bevor das Mittagessen verteilt wird, werden dann noch Patient:innen mobilisiert oder so gelagert, dass sie die Mahlzeit gut zu sich nehmen können. Zwischendurch wird versucht, alles minutiös und sorgfältig zu dokumentieren, so dass die nachfolgende Schicht unsere Handlungen gut nachvollziehen kann. Die Dokumentation ist aber oft das Stiefkind. Patient:innenbelange habe immer Priorität.

Nach der Mittagsübergabe geht es dann im Spätdienst weiter. Auch hier verschaffen wir uns in einer ersten Runde durch die Patientenzimmer einen Überblick. Nach der persönlichen Vorstellung bei den Patient:innen werden neben Kaffee und Tee vor allem wichtige Medikamente verteilt oder Infusionen angehängt. Auch am Nachmittag sind die Aufgaben vielfältig. Patient:innen müssen wieder aus dem Aufwachraum nach einer OP abgeholt und überwacht werden. Andere kommen von Untersuchungen zurück, bei denen Befunde bearbeitet und in die Patientenakte eingeordnet werden müssen. Zugleich werden Untersuchungen für den nächsten Tag vorbereitet oder der OP-Plan wird besprochen. Neben allen diesen patientennahen Aufgaben fallen stationsbezogen auch organisatorische Aufgaben an. So müssen Medikamenten- und Materialbestände geprüft, aufgefüllt oder nachbestellt werden. Und auch darf wieder die Dokumentation nicht vergessen werden.

Der Nachtdienst startet nach der Übergabe auch mit einer ersten Runde durch die Patientenzimmer. Es kann sein, dass man im Nachtdienst ganz allein auf der Station arbeitet. Ziel ist es daher, sich vor dem Zubettgehen der Patient:innen, noch einmal allen vorzustellen, sich einen Überblick zu verschaffen und dann auch schnell Ruhe für diese einkehren zu lassen. Gesunder Schlaf trägt sehr zur Genesung bei. Nicht jede Nacht ist aber ruhig. In manchen Nächten ist man mit unruhigen Patient:innen beschäftigt, die ganz besonders nachts in der fremden Umgebung des Krankenhauses orientierungslos sind und Verwirrtheitszustände haben. Zugleich kann es sein, dass eine Verlegung von der Intensivstation erfolgt, da dort ein Bett gebraucht wird oder Patient:innen als Notfall aufgenommen werden müssen.

 

Welche typischen Interaktionen finden bei Deiner täglichen Arbeit statt?

Im Krankenhaus gibt es im Alltag viele typische Interaktionen, z. B. mit Patient:innen, Angehörigen, Ärzti:nnen, Therapeut:innen, dem Sozialdienst, Seelsorger:innen, Pflegefachkräften ambulanter Pflegedienste, stationärer Pflegeeinrichtungen oder anderer Krankenhäuser, Mitarbeitenden von Transportdiensten oder aus Serviceeinrichtungen wie z. B. der Küche. Begegnungen gibt es aber auch mit anderen Kulturen oder Religionen, auf welche man sich entsprechend einstellen muss und von denen man auch wissen muss, welche Bedürfnisse diese einzelnen Gruppen haben.

 

Wie erfährst Du Wertschätzung am Arbeitsplatz?

Wertschätzung erfährt man vor allem von den Patient:innen selbst und von manchen Angehörigen. Das äußert sich durch ein Dankeschön am Ende des Klinikaufenthaltes. Manchmal erhalten wir auch eine Postkarte von Patient:innen, die z. B. durch den Aufenthalt bei uns wieder genesen sind. Kinder, die bei uns stationär aufgenommen waren, malen auch schon mal ein Bild. Unter den pflegerischen Kolleg:innen zeigt man sich Wertschätzung; von anderen Berufsgruppen, wie z. B. den Ärzt:innen fehlt hingegen oft Anerkennung.

 

Wie gestaltest Du Deine Freizeit?

In meiner Freizeit habe ich damals immer versucht, eine gute Work-Life-Balance hinzubekommen. Da man in der Pflege auch schon mal 12 Tage am Stück durcharbeiten muss und in der Regel nur jedes zweite Wochenende frei hat, gelingt die Work-Life-Balance nicht immer. Nach der Arbeit habe ich daher meist entspannt, private Termine wahrgenommen, Erledigungen gemacht oder mich mit Freund:innen getroffen. Da ich auf dem Land groß geworden bin, gab es auch viel Möglichkeiten, sich in der Natur zu bewegen. Hobbys hatte ich so direkt keine, da diese oftmals mit meinen Arbeitszeiten kollidierten. Leider hat man auch nicht immer die gleichen Arbeitsschichten, sondern diese wechseln häufig spontan oder man muss einspringen, was dann auch Planungen zunichtemacht. Sofern ich länger frei hatte, habe ich auch immer versucht, mal rauszukommen und weiter weg zu fahren. Nach meiner Ausbildung habe ich dann neben der Arbeit auch noch Pflege- und Gesundheitsmanagement studiert und neben dem Studium weiter in der Pflege gearbeitet, um immer nah an der Praxis zu bleiben. Erst habe ich den Bachelor gemacht und danach noch den Master angeschlossen. Da war meine Freizeit noch reduzierter, da ich unter der Woche an der FH Münster studiert und am Wochenende im Sauerland im Krankenhaus gearbeitet habe. Hier bin ich den Kolleg:innen im Krankenhaus aber sehr dankbar, dass Sie mich in dieser Zeit unterstützt haben und ich meine Arbeitszeit auch flexibler gestalten konnte um alles unter einen Hut zu bringen. So war es mir auch möglich neben dem Studium und der Arbeit einfach mal abzuschalten und für ein paar Wochen zum Backpacking durch Thailand zu reisen und neue Kulturen und Menschen kennenzulernen.

 

Was wünschst Du Dir für Deinen Beruf?

Ich würde mir wünschen, dass die Pflege in der Gesellschaft mehr Anerkennung erfährt und sich dadurch zukünftig wieder mehr Personen für den Pflegeberuf entscheiden. Schön wäre auch, wenn akademisch qualifizierte Pflegende mehr Akzeptanz durch die eigenen Berufskolleg:innen erhalten würden und so ein Qualifikationsmix in der Pflegepraxis vorhanden wär, der einer besseren Patient:innenversorgung zugutekäme.

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